Mutterschaft und Mentoring – geht das zusammen, und wenn ja, wie? Oder schließen Schwangerschaft, Mutterschaft und Mentoring einander aus? Erwartet eine potenzielle Teilnehmerin ein Kind oder ist bereits Mutter, stellt sie sich möglicherweise die Frage, ob der Zeitpunkt für ein Mentoring überhaupt gut gewählt ist. Bei einem Programm wie „Traumberuf Professorin“, das per se eine rein weibliche Zielgruppe hat, muss für diese Frage Platz sein – und eben auch für (werdende) Mütter. So ist es natürlich auch! Denn wenngleich die Vereinbarkeit von Job und Familie noch keineswegs überall Realität ist, wird der Weg dorthin doch in diesem Mentoring-Programm geebnet.
Daher die klare Empfehlung: Wer schwanger ist oder bereits Kinder hat, hat nicht den leisesten Grund, vom Mentoring Abstand zu nehmen – ganz im Gegenteil! Schließlich tun sich gerade dann Fragestellungen auf, die mit versierten Mentor*innen im Vertrauen besprochen werden können. Im Berufungsverfahren für eine Professur gibt es dafür oft keinen Raum. Daher gilt frei nach Martin Luther: „Wer etwas will anfangen, der mag es beizeiten tun“.
Baby an Bord #1: Schwanger zum Mentoring?
Eine rhetorische Frage als Antwort: wieso nicht? Vorausgesetzt, Mutter und der kleine Mitbewohner sind fit und wohlauf, und aus ärztlicher Sicht gibt es keine Bedenken. Die Mentoring-Beziehung bietet den optimalen Rahmen, die Vereinbarkeit von Professur und Familie zu besprechen und sich Tipps für kommende Vorstellungsgespräche und Berufungsvorträge zu holen. Denn, ganz ehrlich, in der Kugelzeit fragt man sich schon, wie es beruflich weitergehen soll – am besten aufwärts. Besonders hilfreich ist es, wenn die Mentorin selbst in einer vergleichbaren Situation ist oder war und aus Erfahrung weiterhelfen kann. Was werdende Mamas und angehende Professorinnen also immer schon wissen wollten, aber nie zu fragen wagten – hier ist der Platz dafür.
Damit die Mentoring-Beziehung auch in dieser Hinsicht hilft, ist es unerlässlich, dass die schwangere Mentee mit offenen Karten spielt. Dann kann die Rücksicht genommen werden, die es für Mutter und Kind braucht. Wenn sich die werdende Mama mal unwohl fühlt, wird jede Mentor:in Verständnis dafür haben, wenn ein geplantes Gespräch verschoben wird oder telefonisch statt persönlich stattfindet.
Kugelzeit: Zeit für Seminare?
Bekanntlich punktet „Traumberuf Professorin“ nicht nur mit den persönlichen Mentoring-Beziehungen. Hand und Fuß bekommt das Ganze zusätzlich durch Seminare und Workshops, die das methodische Handwerksköfferchen der angehenden Hochschullehrerinnen füllen. In jedem Fall ist also zu berücksichtigen, dass für die Seminare (außerhalb von Corona-Zeiten) Präsenzveranstaltungen – einzelne Tage oder auch mal ein Wochenende – einzuplanen sind. Gerade in der Schwangerschaft muss man seine Kraftreserven gut einteilen und sollte von vornherein überlegen, wie viel man stemmen kann und möchte. Da die Veranstaltungen zwar verpflichtend, aber auch nicht wöchentlich sind, müssen sie durchaus kein Hinderungsgrund sein. Alles machbar also. Warum daher nicht auch die Schwangerschaft für die persönliche Weiterentwicklung nutzen und am Mentoring teilnehmen?
Kinder, Kinder: Und wie sieht es mit TraumProf und dem Nachwuchs aus?
So viel dazu, mit Undercover-Teilnehmerchen bei „Traumberuf Professorin“ dabei zu sein. Wie sieht es aber aus, wenn der Knirps das Licht der Welt erblickt hat und am Start ist? Auch Kinder jenseits der Windelära wollen versorgt sein, wenn Mama mit Mentoring beschäftigt ist. Neben der Arbeitsteilung in Sachen Erziehung und Fürsorge hilft es, dass viele der Seminare an regulären Wochentagen stattfinden, sodass man oft auf die gewohnte Art der Kinderbetreuung setzen kann. Mehr organisatorischen Aufwand bedeuten zweifelsohne die Wochenendseminare – hier sind dann Partner bzw. Partnerin, Oma, Opa oder andere liebevolle Bezugspersonen verstärkt gefragt.
Professorin Dr. Antje Brüsch konnte als Mentee der allerersten Runde und Mutter zweier Kindergartenkinder das Mentoring bestens mit familiären Pflichten vereinbaren; eingeschränkt fühlte sie sich dabei zu keinem Zeitpunkt. „Meine Kinder haben mich vielmehr darin bestärkt, das Karriereziel Professorin weiterzuverfolgen“, so Antje Brüsch. Das Mentoring nutzte sie gezielt, um sich auf Berufungsverfahren vorzubereiten. Inzwischen Hochschullehrerin für Project Budgeting und Controlling an der Hochschule Reutlingen, weiß sie aber, dass das Lehrdeputat mit den Schulzeiten harmonieren sollte. „Gerade in der Übergangsphase vom Kindergarten zur Schule, wenn sich eingespielte Routinen ändern, sollte man in der Professur sattelfest sein, so viel ist sicher“, erzählt sie. „Ich schätze zwar die Freiheit und die Flexibilität, die die Professur mit sich bringt, aber das Arbeitspensum ist nicht zu unterschätzen. Wenn es beim Nachwuchs turbulent wird, dann muss man das entsprechend mit der Hochschullehre in Einklang bringen.“ Und helfen ihr ihre Erfahrungswerte als Mutter vielleicht sogar in der Professur? „Nun ja, ich bin Jungsmutter“, berichtet sie lachend, „und jetzt habe ich viele männliche Studis. Ich glaube, da bringe ich schon ein besonderes Verständnis für meine Zielgruppe mit.“
Baby an Bord #2: Mit Mini-Me zum Seminar?
„Dabei sein ist alles!“, ist das Gebot der Stunde, wenn der Nachwuchs noch voll gestillt wird. Wenn man sich das Abpumpen lieber ersparen möchte oder das Kleine die Flasche partout nicht annehmen will, dann ist Mitbringen wohl die einzige Möglichkeit – und sicher nicht die schlechteste! Bei Seminaren, die einen Tag dauern, geht das auch ohne schweres Gepäck wie Reisebettchen und Co. Mit Windeln, Wagen und altersgerechten Spielsachen ist die Ausrüstung meist komplett. Ein großes Glück ist es, wenn man dann auf eine so verständnis- und rücksichtsvolle Seminarleiterin wie Professorin Dr. Gunda Rosenauer von der Hochschule Ludwigsburg trifft. Auch die allerjüngsten Teilnehmer:innen heißt sie herzlich willkommen und nimmt sie auch durchaus an die Hand respektive auf den Arm, wenn Mama mal die Hände frei haben muss.
In Zeiten von Corona bleibt der regelmäßige digitale TP-Talk der sprichwörtliche heiße Draht, um mit den übrigen Mentees und Mentor:innen in regelmäßigem Kontakt zu bleiben. Auch mit ihrem neugeborenen Töchterchen konnte eine Mentee der zweiten Runde am webbasierten Austausch teilhaben und musste bisher, wie sie erzählt, nicht einen Talk ausfallen lassen. Sogar auf der Entbindungsstation klappte das dank zusätzlichem Datenvolumen auf dem Handy, rasch besorgten Kopfhörern und Baby im Tiefschlaf prima. Während die beiden Großen, die schon Kindergarten- respektive Schulkind sind, bei den Großeltern oder mit dem Papa eine schöne Zeit verbringen, konzentriert sich die Mutter auch in der Elternzeit mit der Jüngsten auf dem Arm auf die Vernetzung mit den anderen Mentees.
Dass auch die Qualifizierungen derzeit pandemiebedingt online stattfinden, kann gerade für Neumütter mit sehr kleinen Kindern ein Plus an Flexibilität bedeuten. Vom Wickeltisch bis zum Stillkissen steht alles parat, und der Kopf ist frei für geistige Anregung. Mit der richtigen Organisation und Planung kann es mit Baby und Mentoring aber digital wie analog klappen. Hier sind wortwörtlich Mamagement-Qualitäten zum einen und förderliche Strukturen zum anderen gefragt.
Mit einem Programm, das die logistischen Herausforderungen von Eltern kennt, kann die Teilnahme am Mentoring und am Kursangebot sehr gut gelingen.Von den Mentor:innen, Projektpartner:innen und Mitarbeiter:innen des Programms werden selbst täglich Managementqualitäten gefordert, um Familie und Beruf zu vereinen. Daher ist es für TraumProf und alle am Projekt Beteiligten selbstverständlich, sensibel mit den familiären Bedürfnissen und Fragestellungen jeder Mentee umzugehen.
Von Dr. Nora Gottbrath