Seit fast 4 Jahren begleitet das Mentoring-Programm „Traumberuf Professorin“ qualifizierte Akademikerinnen auf dem Weg zur Professur. Zum Erfolg des Programms haben viele Mitwirkende beigetragen – die Mentor*innen und Mentees, die beteiligten Hochschulen, die Partner*innen, die Referent*innen und viele mehr. Was hat Sie zur Mitwirkung am Programm bewogen? Welche Erfahrungen konnten sie machen und welche Einblicke können sie uns geben?
Sehr geehrter Prof. Dr. Ernst, Sie sind seit Mai 2016 Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg (HVF), einer der sieben Hochschulen im Verbundprojekt „Traumberuf Professorin“. Sie unterstützen die Gleichstellungsarbeit an der Hochschule Ludwigsburg inklusive des Projekts „TraumProf“ engagiert und erfolgreich, was sich unter anderem an den Auszeichnungen Ihrer Hochschule als besonders familienfreundlichen Arbeitgeber zeigt.
Herr Prof. Dr. Ernst, warum ist Ihnen als Rektor der Hochschule Ludwigsburg die Beteiligung Ihrer HAW am Projekt „TraumProf“ wichtig?
Die HAWs haben ganz allgemein aus meiner Sicht zu wenige Frauen in den Professorenkollegien. Und obwohl wir an der HVF rund 70% weibliche Studierende haben, sind es „nur“ 30% Professorinnen. Deshalb habe ich seit Anfang meiner Tätigkeit als Rektor einen Fokus auf die Gleichstellung von Frauen und Männern gelegt. Die Unterstützung des Projekts „TraumProf“ war mir daher von Beginn an wichtig.
Was zeichnet für Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung die Professur an einer HAW als Traumberuf aus?
Ich bin nach vielen Jahren als Professor einer HAW und Rektor der HVF überzeugt davon, dass wir alle einen Traumberuf mit einigen Privilegien haben. Zum einen ist es die Verbindung zwischen Theorie und Praxis und zum anderen die Mischung aus Lehre und Forschung, die den Beruf auszeichnet. Ganz wichtig ist auch der Austausch mit den Praktikerinnen und Praktikern aus der öffentlichen Verwaltung und den Finanzbehörden des Landes. Nicht zuletzt ist es auch die Freude am Umgang mit jungen Leuten, die eine Professur an einer HAW und insbesondere der HVF ausmacht.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Gewinnung neuer Professorinnen?
Wir müssen es schaffen, Frauen für einen beruflichen Werdegang an unserer Hochschule zu interessieren. Dazu muss die Ansprache zielgruppengenau erfolgen. Es geht also darum, die richtigen Plattformen zu identifizieren, auf denen wir potentielle Kandidatinnen ansprechen können. Und: Wir müssen noch familienfreundlicher werden, um die Konflikte zwischen Beruf und Familie möglichst vermeiden zu können.
Wie viele Professuren werden an der Hochschule Ludwigsburg aktuell neu besetzt?
Zurzeit laufen ca. 4 bis 5 Berufungsverfahren in den beiden Fakultäten. Daneben haben wir einige weitere offene Stellen, für die wir demnächst die Berufungsverfahren starten werden.
Inwiefern zeichnet sich Ihre Hochschule aus, um Bewerbungen auf Professuren für Frauen attraktiv zu machen?
Wir sind eine interne und relativ kleine Hochschule. Dadurch ist es schwer, mit den Vorteilen und Angeboten größerer Hochschulen oder gar Universitäten zu konkurrieren. Meine Überzeugung ist allerdings, dass unsere Studiengänge und die sehr stark ausgebaute Forschung und Weiterbildung Faktoren sind, die die HVF für Professorinnen attraktiv machen. Die öffentliche Verwaltung hat großen Bedarf an Weiterbildung und jungen Nachwuchskräften. Unsere Studierenden, also die kommenden Beamtinnen und Beamten der Landesverwaltung, sind sehr engagiert und lernwillig. Das ist ebenfalls ein Ansporn für die Lehrenden ihr Wissen weiter zu geben.
Es ist wichtig, die Gleichstellung von Frauen und Männern zu stärken. Dass wir uns darum bemühen, zeigt nicht zuletzt die erst kürzlich erfolgte Re-Akkreditierung als familiengerechte Hochschule.
von Prof. Dr. Wolfgang Ernst und dem TraumProf-Team