Hier erfahrt ihr spannende Lebensläufe von jungen engagierten Frauen auf dem Weg in die Professur.

Dieser Beitrag erzählt den beruflichen Werdegang von Prof. Dr. Karin Thier. Im Interview mit Benjamin, Jonas und Simon erzählt die Medienpädagogin, wie sie mithilfe von TraumProf aus der Selbstständigkeit heraus zum Berufsziel Professorin gefunden hat. Das Interview wurde vor ihrer Berufung durchgeführt.

„Ich halte das Programm für ein sehr gutes und wichtiges Format.“

– Prof. Dr. Karin Thier

Welche Stationen haben Sie nach ihrer schulischen Ausbildung durchlaufen?

Ich habe Erziehungswissenschaften und Ethnologie in Heidelberg studiert. Anschließend folgte meine Promotion im Fachbereich Medienpädagogik an der Universität Augsburg. Die Arbeit fand in Kooperation mit einem IT-Unternehmen statt. Ich habe dort IT-Projekte mithilfe einer narrativen Methode vor dem Hintergrund von Wissens- und Informationsmanagement untersucht. 2004 entstand in Zusammenarbeit mit einer Kollegin daraus das Beraternetzwerk NARRATA Consult – zunächst in Form einer Hochschulausgründung. Seitdem bin ich selbstständig tätig.

Welche Schritte haben Sie unternommen, um Ihrem Ziel, Professorin zu werden, näher zu kommen? Wie gestaltete sich die Anfangsphase Ihrer „Reise”? 

In meinem Fall gab es keinen bestimmten Zeitpunkt, an dem ich beschlossen habe, diesen Weg einzuschlagen. Vielmehr bin ich nach und nach in dieses Umfeld vorgedrungen. Das hat sich so ergeben, da NARRATA Consult eine Hochschulausgründung war. Dadurch bestanden enge Kontakte zu Hochschulen, aus denen immer wieder Abschlussarbeiten, von uns gehaltene Kurse oder Mitarbeiten an Forschungsaktivitäten zustande kamen. Zudem haben wir viel zu unserer Arbeit publiziert. Vermutlich habe ich durch diese Aktivitäten – wenn zu dem Zeitpunkt auch noch unbewusst – einige Möglichkeiten geschaffen, die mir nun auf dem Weg dorthin weiterhelfen. 

Wie und wann sind Sie dabei auf das Mentee-Programm TraumProf gestoßen?

Im Mai 2019 habe ich eine Freundin auf die Jobmesse „Frauenberufe“ in Frankfurt begleitet. Dort bin ich auf den TraumProf-Stand von Frau Closs gestoßen, mit der ich schließlich ein sehr nettes Gespräch geführt habe. Der Flyer, den ich mir von dort mitgenommen hatte, fiel mir zu Hause immer mal wieder in die Hände. Schließlich dachte ich mir, dass es bestimmt nicht schlecht ist, Einblick in ein solches Netzwerk zu erhalten und habe mich für das Programm beworben. Als ich anschließend die Zusage bekam, habe ich mich gefreut und war gespannt, wie der Weg von dort aus weitergeht.

Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel an ihrer Entscheidung?

Nein, bisher hatte ich durchweg positive und angenehme Erlebnisse in Verbindung mit dem Programm – sowohl persönlicher als auch fachlicher Art. Ich habe eine Menge gelernt und viele Tipps bekommen, die auf dem Weg zu einer Professur sehr wichtig sind, aber auch unabhängig davon von großem Nutzen sein können. Außerdem habe ich ein tolles Netzwerk knüpfen können.

Gab es auf Ihrem Weg Personen, die eine wichtige Rolle gespielt haben?

Ja, meine Mentorin, mit der ich mich bereits ein paar Mal getroffen habe und mit der ich über Zoom weiterhin in Kontakt stehe, hat mich sehr gefördert und mir viel Feedback gegeben – zum Beispiel zu Bewerbungsunterlagen oder ersten Vorstellungsgesprächen. Durch sie habe ich auch viele Informationen bekommen, die ich ohne das Mentee-Programm nicht erhalten hätte. So erhielt ich durch sie Einblicke zu dem, was auf mich zukommt, welche Besonderheiten zu beachten sind, oder wie sich Dinge zur freiberuflichen Arbeit in der Wirtschaft unterscheiden. Zudem habe ich auch engeren Kontakt zu ein paar anderen Mentees. So findet zusätzlich untereinander ein Wissens- und Erfahrungsaustausch statt und es ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, um Feedback einzuholen. Auch dieser Austausch im kleinen Kreis liefert einen großen Mehrwert. Es sind auch einfach sehr interessante Frauen, die beim Programm mitmachen. Und natürlich Frau Closs und das ganze TraumProf-Team.

Gab es besondere Meilensteine oder Ereignisse auf Ihrem Weg zur Professorin, die Ihnen in Erinnerung bleiben werden oder auf die Sie besonders stolz sind?

Der umfangreiche Lebenslauf für die Bewerbung auf eine Professur unterscheidet sich stark von dem in der Wirtschaft. Ihn auf ein gutes Niveau zu bringen und anschließend sehen zu können, was man bereits alles erreicht hat, war ein gutes Gefühl, und es hat mich in dem Gefühl bestätigt, mich damit bewerben zu können.

Wie gefällt Ihnen das Programm insgesamt?

Ich halte das Programm für ein sehr gutes und wichtiges Format. Es herrscht eine unglaubliche Offenheit, es werden immer wieder Tipps gegeben, die man so nicht erhalten würde. Außerdem fühlt man sich in dem Programm stets wohl, was auch sehr wichtig ist.

Was würden Sie bezogen auf Ihren Werdegang anders machen, wenn Sie in der Zeit zurückreisen könnten?

Die Idee eine Professur anzustreben, habe ich lange nicht in Erwägung gezogen. Da wäre es schön gewesen, wenn ich das Programm bereits zehn Jahre früher gekannt und mich so vielleicht auch schon eher beworben hätte.

Haben Sie Tipps, die Sie anderen Mentees oder Interessentinnen mitgeben würden?

Die Option, Professorin zu werden, sollte für promovierte Frauen, oder solche, die eine Promotion anstreben, immer auch eine Option für den nächsten Karriereschritt sein. Mit der Teilnahme an Programmen wie TraumProf ist es möglich eine klare Vorstellung davon zu bekommen, was Professorinnen in diesem immer noch stark männerdominierten Umfeld tatsächlich machen und erreichen können. Deswegen ist mein Rat, es einfach mal auszuprobieren und den Mut zu haben, sich zu bewerben – auch als jüngere Frau.

Haben sie daneben noch weitere Tipps?

Es ist auf jeden Fall gut, sich auch bilateral mit einzelnen Mentees zusammenzuschließen. Also sich nicht immer nur im großen Netzwerk auszutauschen, sondern auch kleine Interessensgruppen zu bilden – vielleicht mit Mentees ähnlicher Fachrichtungen oder auch mit welchen, die gerade nicht auf dem eigenen Gebiet tätig sind. Es ist ein unglaubliches Wohlwollen da, sich gegenseitig zu unterstützen, was man so wirklich nicht überall findet.

Wie geht es nach dem Mentee-Programm für Sie weiter?

Ich werde diesen Weg auf jeden Fall weiterhin verfolgen und lasse auf mich zukommen, was sich ergibt. Den Job mit meiner Selbstständigkeit mache ich sehr gern. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, eine solche Stelle im Falle einer Ausschreibung und eines entsprechenden Angebots wahrzunehmen. Durch das Mentee-Programm fühle ich mich gut gerüstet, damit der Einstieg dabei gut gelingt.

Mittlerweile hat Prof. Dr. Karin Thier den Ruf auf die Professur für Pädagogik an der IU Internationale Hochschule erhalten.

Interview: Prof. Dr. Karin Thier
Konzept: Simon Huck, Jonas Kratzmeier, Benjamin Rothfuss