Prof. Dr. Barbara Kreis-Engelhardt

Seit 4,5 Jahren begleitet das Mentoring-Programm „Traumberuf Professorin“ qualifizierte Akademikerinnen auf dem Weg zur Professur. Zum Erfolg des Programms haben viele Mitwirkende beigetragen – die Mentorinnen sind dabei ganz besonders wichtig. In der Reihe „Mentorinnen im Fokus“ erzählen sie uns, was sie zur Mitwirkung am Programm bewogen hat, aber auch, welche Erfahrungen und Einblicke sie uns geben können.

Prof. Dr. Barbara Kreis-Engelhardt ist seit 2002 Professorin für Business-Transformation und Leadership an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Geislingen (HfWU), einer der sieben Hochschulen im Verbundprojekt „Traumberuf Professorin“. Sie hat „TraumProf“ als Mentorin seit Beginn des Projekts unterstützt und in vier Mentoring-Runden Mentees in Tandems begleitet. Neben ihrer Professur ist sie als Coach, Therapeutin und Beraterin tätig.

Frau Prof. Dr. Kreis-Engelhardt, was hat Sie bewogen, Mentorin im Projekt „TraumProf“ zu werden?

Es gibt nichts Schöneres, als Menschen auf Ihrem eigenen Weg begleiten zu dürfen, zu sehen wie sie wachsen und Impulse zu setzen, dass nichts unmöglich ist, wenn wir es wirklich wollen, die richtigen Schritte tun.

Gab es Personen, die Sie auf dem Weg zu Ihrer Professur besonders unterstützt oder geprägt haben?

Ich hatte keine Mentorin, denn das gab es damals auch nicht. Allerdings hatte ich ein Schlüsselerlebnis durch meine Berufsschullehrerin. Ihre Art zu unterrichten war für mich inspirierend für meinen Weg – wie ein Zündholz – das man selbst entzünden kann, wenn man es sich nur zutraut – sich traut. Ich wurde mit 34 Jahren Professorin und bin nun schon seit fast 20 Jahren an der HfWU. Als ich damals in Bayern von dem „Mathilde-Planck-Lehrauftragsprogramm“ in Baden-Württemberg hörte, hatte ich mich mit Unterstützung des Programms an der HfWU beworben. Über dieses Programm hatte ich Kontakte zur HfWU und die Ausschreibung bekommen. Davor hatte ich nur die Universität gekannt – dass es auch sehr gute Karrieremöglichkeiten als Professorin an den HAWs gibt, lag bis dato nicht in meinem Fokus.

Welches Gewicht messen Sie dem Matching-Prozess für ein gelungenes Tandem zwischen Mentee und Mentor*in bei?

Der Matching-Prozess ist wichtig. Es muss eine Fach-Affinität da sein. Viel wichtiger ist allerdings der persönliche Fit, da entscheidend für eine gute Mentoring-Beziehung Offenheit und Vertrauen auf beiden Seiten sind, um die wichtigen und richtigen Impulse passend genau setzen zu können.

Sie haben bereits vier Mentees begleitet. Wo liegen Ihrer Erfahrung nach die Herausforderungen und Chancen einer Mentoring-Beziehung?

Als Herausforderung zeigt sich immer wieder die Zielgerichtetheit. Ist der Wunsch Professorin zu werden nicht eindeutig klar, kann es schwierig werden, die Impulse auch in die Tat umzusetzen. Und das ist entscheidend für den Erfolg. Durch fokussierte Mentorings lässt sich hier oft auch klären, ob der Weg zur Professorin wirklich der im Moment richtige Weg ist. Und das kann auch eine wichtige Erkenntnis sein. Und wenn mit vollem Herzen ein volles JA im Raum steht, können alle Weichen gestellt und Wege bereitet werden. Doch gehen darf die Mentee den Weg immer selbst.

Welche Faktoren sind dabei Ihrer Meinung nach unerlässlich für ein erfolgreiches Mentoring?

  • Wertebasiertes Arbeiten: Vertrauen und Wertschätzung
  • Achtsamkeitsbasiertes Coaching und Begleitung
  • Vermittlung von faktenbasiertem Wissen über Berufungsverfahren
  • Raum für Reflexion und Netzwerken

Welche Aspekte Ihres Berufs als Professorin schätzen Sie am meisten und was sollten Interessierte Ihrer Meinung nach dafür mitbringen?

Der Alltag in meinem Beruf Professorin ist überaus abwechslungsreich. Die Gefahr, in einer mentalen Sackgasse zu landen, passiert nicht. Ich schätze dabei den bereichernden Austausch über Generationen hinweg. Dadurch hält mich mein Job jung im Kopf. Man spürt, wie Ansichten sich von Generation zu Generation unterscheiden. Und das darf so sein. Es kommt die Phase, da ist man selber jung und fragt sich „Was soll ich denn unterrichten?“. Dann bekommt man selbst Kinder und dann bekommen Studierende ihre eigenen Kinder, dann hat man selbst Enkel, bleibt im Wandel – am Zahn der Zeit.

Veränderungen machen es notwendig, sich den Herausforderungen jüngerer Menschen zu stellen und neue Wege zu finden, die Professur gut mit der Familie zu vereinbaren. Inhaltlich gesehen haben wir Professorinnen im Vergleich zu starren Lehrplänen in Schulen sehr viele Gestaltungsmöglichkeiten und können die Vorlesungen frei konzipieren, entscheiden, was wirklich wichtig und aktuell ist. In den Bereichen Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz sowie Selbstwirksamkeit hat mich der Beruf als Professorin ebenso weitergebracht – man lernt nie aus – Beobachten, Lernen und Neues kreieren macht mir sehr viel Freude; jeden Tag.

Mitbringen sollte man in jedem Fall – neben der vorausgesetzten Fachkompetenz – Neugierde und die bewusste Fähigkeit, wahrzunehmen, welche Ressourcen in einem selbst stecken und was man braucht, um diese Ressourcen kreativ zu leben. Auch die Freude an sorgfältigem, wissenschaftlichem Arbeiten muss vorhanden sein. Unerlässlich im Hochschulumfeld ist zudem ein Netzwerk an Kontakten, die aufgebaut und gepflegt werden dürfen, um gut, professionell und zeitgemäß zu lehren.

 

Von Prof. Dr. Kreis-Engelhardt und dem TraumProf-Team