HAW Rektor Prof. Dr. Alexander Roos

Seit fast 4 Jahren begleitet das Mentoring-Programm „Traumberuf Professorin“ qualifizierte Akademikerinnen auf dem Weg zur Professur. Zum Erfolg des Programms haben viele Mitwirkende beigetragen – die Mentor*innen und Mentees, die beteiligten Hochschulen, die Partner*innen, die Referent*innen und viele mehr. Was hat Sie zur Mitwirkung am Programm bewogen? Welche Erfahrungen konnten sie machen und welche Einblicke können sie uns geben?

Herr Prof. Dr. Alexander Roos, Sie sind seit November 2006 Rektor der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM), einer der sieben Hochschulen im Verbundprojekt „Traumberuf Professorin“. Sie unterstützen die Gleichstellungsarbeit an der HdM und haben „TraumProf“ seit Beginn des Projekts mit begleitet. Das Know-How Ihrer Hochschule spiegelt sich auch in der medialen Präsenz von „TraumProf“ wider.

Herr Prof. Dr. Roos, warum ist Ihnen als Rektor der HdM die Beteiligung Ihrer Hochschule am Projekt „TraumProf“ wichtig?

„Prof“ sein ist ein Traum und „TraumProfs“ sind gesucht. Wir haben einen Beruf, der mit sehr großen Freiheitsgraden einhergeht, mit grundgesetzlich verbürgter Freiheit von Forschung und Lehre. Es ist aber nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Berufung, mit diesen Freiheiten, der Eigenverantwortung und den Gestaltungsmöglichkeiten umzugehen. Gleichzeitig gibt es hohe formale Anforderungen, deshalb ist es nicht so einfach wie gedacht, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.

Vor diesem Hintergrund muss man feststellen, dass wir als Medienhochschule ca. 50 % weibliche Studierende haben, aber nicht 50 % Professorinnen. Dafür müssen wir Wege ebnen und auch geeignete Kandidatinnen für diesen Beruf begeistern.

Was zeichnet für Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung die Professur an einer HAW als Traumberuf aus?

Für mich gehört zu den wichtigsten und attraktivsten Aspekten die Gestaltungsfreiheit, sich selbst im Dialog mit anderen weiterentwickeln zu dürfen. Denn der Zweck einer Hochschule ist Innovation: Neues entdecken, entwickeln und anwenden. Wir stellen Dinge und Abläufe in Frage, nehmen unterschiedliche Perspektiven ein und entdecken so neue Sichtweisen.

Interdisziplinäres Arbeiten ermöglicht es uns Teil einer Plattform zu sein, die jungen Menschen hilft, sich zu positionieren und eine eigene Zukunft aufzubauen. Die aber auch anregt zu forschen und diese Ergebnisse in die Industrie einzubringen, Existenzgründungen zu unterstützen und Internationalisierung zu leben.

Der Beruf bietet, wenn es auch ein Nebenaspekt ist, ein Leben in einer gesicherten Lebensstellung. Besonders Frauen müssen beim Thema „Beruf und Familie“ oft Abstriche machen und sich für eine Seite entscheiden – unser Beruf ermöglicht dagegen die Vereinbarkeit von beidem. Diese Vereinbarkeitsmöglichkeit wird unserer Beobachtung nach aber übrigens auch immer wichtiger für männliche Bewerber, im Sinne gelebter Gleichstellung.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Gewinnung neuer Professorinnen?

Ich glaube, all unseren vielen Aktivitäten zum Trotz, dass viele qualifizierte Menschen die Möglichkeit des Traumberufs Prof nicht auf dem Schirm haben. Geprägt von der Universität und der erlebten universitären Laufbahn, gehen viele in die Berufspraxis und haben die Hochschulen der angewandten Wissenschaften mit ihrem typischen Prof-Profil, also mit Promotion und Praxiserfahrung, dann nicht mehr im Blick. Wir müssen potentielle Kandidatinnen und Kandidaten früher auf die vielfältigen Chancen bei uns aufmerksam machen und an uns binden.

Wie viele Professuren werden an der HdM aktuell neu besetzt?

Im Laufe der nächsten zwölf Monate über ein Dutzend, es bieten sich also viele neue Chancen.

Inwiefern zeichnet sich Ihre Hochschule aus, um Bewerbungen auf Professuren für Frauen attraktiv zu machen?

Die HdM ist ein Ort des Austauschs und der Möglichkeiten. Dafür schaffen wir die Voraussetzungen. So lernen wir, den Wandel zu verstehen und Perspektiven zu eröffnen. Wir sind schneller als die Großen und haben mehr Spezialisten als die ganz Kleinen. Unser Fokus liegt dabei in allen Fakultäten auf den Themen Medien und Digitalisierung.

Ein weiterer Grund ist unser Standort auf einem Campus in der Landeshauptstadt, welcher mit jeder Menge Weltklasse-Unternehmen und Top-Forschungseinrichtungen (Universität Stuttgart, Fraunhofer Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Hochleistungsrechenzentrum, Forschungscampus Arena 2036 usw.) gepflastert ist. Unsere Ausstattung kann sich sehen lassen, unsere Gebäude haben Architekturpreise erhalten und unser Klima für Existenzgründer*innen ist in den Rankings ganz weit oben.

All das macht die HdM aus, aber natürlich ist es am besten, uns und unsere Studierenden selbst kennenzulernen, zum Beispiel über einen Lehrauftrag. Für jede potentielle neue Kollegin, die den Media-Spirit der HdM mal selbst spüren möchte, ist die MediaNight, die am Ende jedes Semesters stattfindet, ein sehr empfehlenswertes Event. Zurzeit leider nur virtuell, aber wir freuen uns alle auf die Zeiten, in denen die MediaNight wieder vor Ort stattfinden wird und persönliche Begegnungen möglich sind.

von Prof. Dr. Alexander Roos und dem TraumProf-Team